Hast du die Zeit des Lockdowns zum Backen oder zum Kochen von „Soul Food“ genutzt? Oder isst du abends vor dem Fernseher Schokolade oder Chips aus Langweile? Oder ein Stück Kuchen zur Belohnung? Es gibt verschiedene Gründe und Auslöser, warum wir essen, ohne hungrig zu sein. Was genau die Gründe dafür, aber auch, was die Gefahren von emotionalem essen sind, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist der Unterschied zwischen Hunger und „emotionalem essen“?
Bei körperlichem Hunger meldet der Organismus einen Nährstoffbedarf an: ein Hungergefühl entsteht, der Magen beginnt zu knurren und die Konzentration lässt auch nach. Nach der Nahrungsaufnahme stellt sich dann das Sättigungsgefühl ein.
Körperlicher Hunger ist also ein normaler biologischer Ablauf, der sicherstellt, dass der Organismus immer optimal mit allen Nährstoffen versorgt ist und einwandfrei seinen Aufgaben und Funktionen nachkommen kann.
„Richtigen“ Hunger haben wir nur noch selten – überleg doch mal, wann dein Magen das letzte Mal so richtig geknurrt hat.
Hinter emotionalem Hunger hingegen steckt kein körperlicher Energiebedarf, sondern eben Emotionen. Wir haben körperlich also keinen Hunger, doch der Kopf verlangt nach Nahrungszufuhr. Bei emotionalem Hunger essen wir, ohne wirklich hungrig zu sein. Wir essen zur Belohnung, aus Langeweile, Einsamkeit, Frust, Trauer, Wut, oder Stress. Und versuchen dann, diese Emotionen durch die Nahrungsaufnahme zu kompensieren.
Ich bin mir sicher, dass dir Situationen einfallen, in denen du aus emotionalen Gründen gegessen hast. Vielleicht isst du manchmal Schokolade zur Belohnung oder als Trost. Oder du kompensierst abends Langeweile mit Chips.
Warum essen wir aus emotionalen Gründen?
Vor allem negative Emotionen wie Frust, Stress oder Langeweile verleiten uns zum Essen. So essen viele abends vor dem Fernseher aus Langeweile oder aus reiner Gewohnheit, denn die Chipstüte gehört zum Feierabend einfach mit dazu.
In der aktuellen Zeit führen natürlich auch die lang andauernden Kontaktbeschränkungen dazu, dass Familie und Freunde immer mehr vermisst werden. Es staut sich auf der einen Seite viel Langeweile an und auf der anderen Seite reichlich Frust.
Bei vielen führt die Corona-Zeit auch zu sehr viel Stress, vor allem wenn es um Existenzfragen geht, aber auch darum, Home Schooling und Home Office unter einen Hut zu bringen. Verzicht war das zentrale Stichwort im letzten Jahr und so entsteht das Gefühl, dass wir uns durch Essen etwas Gutes tun, sich selbst also etwas zu gönnen!
Andere versuchen, traurige Momente wie Einsamkeit oder Langweile mit „Comfort Food“ wie Süßigkeiten, Fast Food oder Chips zu bewältigen.
Aber nicht nur negative Gefühle verleiten uns zur emotionalen Nahrungsaufnahme. So kann auch die Freude über eine erfolgreich erledigte Aufgabe oder Arbeit zum emotionalen Essen führen: In einem solchen Fall wird Essen als Belohnung angesehen, nach dem Motto: „Das habe ich mir jetzt verdient!“
Warum ist emotionales essen so problematisch?
Problematisch ist hier zunächst, dass die Belohnung ziemlich zuckerreich sein muss, damit Glückshormone ausgeschüttet werden.
Zudem sorgt Essen nur sehr kurz für positive Gefühle. Gleich im Anschluss folgt der Frust und der ist nicht nur wesentlich größer, sondern dauert auch länger an!
Grundsätzlich ist das Essen aus emotionalen Gründen keine gute Strategie zur Bewältigung von Problemen, sondern höchstens eine kurzfristige Kompensationsmöglichkeit. Nicht selten tauchen gleich nach dem Essen Schuldgefühle auf – vielleicht hast du das auch schon einmal erlebt. Zudem kann emotionales essen schnell zu überflüssigen Pfunden und somit zu einer immer größeren Unzufriedenheit führen.
Woher kommt es überhaupt, dass wir essen, um positive Gefühle zu erzeugen?
Der Grund, weshalb wir essen, um positive Gefühle zu erzeugen, liegt tatsächlich in der Natur des Menschen. Die erste Nahrung nach der Geburt ist für gewöhnlich die Muttermilch. Das Stillen ist aber nicht nur eine reine Nahrungszufuhr, sondern vor allem auch ein sehr emotionaler Akt zwischen Mama und Neugeborenem. Das Baby erfährt die mütterliche Liebe, Zuwendung und Wärme durch das Stileln und bekommt so ein Gefühl der Sicherheit und der Geborgenheit vermittelt.
Essen wird also schon im Säuglingsalter unbewusst mit positiven Emotionen wie Geborgenheit, Wärme, Sicherheit, aber auch mit Beruhigung verknüpft.
Auch wenn wir älter werden, erleben wir das Essen immer wieder in einem positiven Zusammenhang: So gibt es oft ein Eis zur Belohnung für eine gute Schulnote oder einen Lutscher als Trost nach der Impfung beim Kinderarzt. Auf diese Weise lernen wir, essen mit dem Gefühl von Lob, Trost, Belohnung oder Anerkennung zu verknüpfen. Essen löst ein angenehmes Gefühl in uns aus und bewirkt die Ausschüttung von Glückshormonen.
Wenn wir uns dann im Erwachsenenalter überfordert, traurig oder einsam fühlen, neigen wir dazu, dieses Verhaltensmuster weiterzuführen: Wir greifen in solchen Situationen zu Essen und entwickeln so emotionales Essverhalten (oder führen es weiter).
Die Nahrungsaufnahme gibt uns so kurzzeitig ein gutes Gefühl oder lässt uns Probleme vergessen. Doch satt macht emotionales Essen nicht, weder körperlich, noch seelisch.
Wie kommst du aus dem „Teufelskreis“ des emotionalen Essens heraus?
Um aus dem „Teufelskreis“ des emotionalen Essens herauszukommen, musst du dir deiner Verhaltensmuster bewusst werden und überlegen, wie du sie gezielt verändern kannst. Welche anderen gesunden Möglichkeiten gibt es, um Emotionen zu verarbeiten? Was sind deine eigentlichen Bedürfnisse und wie kannst du sie gezielt stillen? Was brauchen Körper und Seele wirklich? Wenn du dir deiner Muster bewusst geworden bist, kannst du neue Routinen und Verhaltensmuster in deinen Alltag integrieren.
Du brauchst Unterstützung dabei? In meinem neuen Mitgliederbereich, dem „Projekt: Gesund leben Club“, dreht sich diese Woche alles um das emotionale Essen. Ich habe unter anderem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Weg aus dem emotionalen Essverhalten für dich! Du bist noch kein Mitglied? Dann findest du hier alle Infos!