Hafermilch hat sich in den letzten Jahren zu DER Milchalternative entwickelt. Und das ist auch kein Wunder: Haferdrink schmeckt sehr süß und lecker. Warum das so ist, wie viel Zucker wirklich in Haferdrink enthalten ist und wo er herkommt, erfährst du in diesem Beitrag. Außerdem erkläre ich dir, warum Hafermilch eigentlich gar nicht Hafermilch genannt werden darf. Und natürlich habe ich auch ein Rezept für selbstgemachte Hafermilch für dich – damit wird es dir leichter fallen, vom süßen Geschmack wegzukommen.
Das Problem mit der Hafermilch (bzw. dem Haferdrink)
Wahrscheinlich ist dir gar nicht bewusst, dass auch Haferdrink Zucker enthält – selbst, wenn auf der Zutatenliste nur Wasser, Hafer und vielleicht noch Sonnenblumenöl und Meersalz angegeben sind.
Außerdem ist auf manchen Verpackungen von Haferdrink zusätzlich angegeben: „Ohne Zuckerzusatz, enthält von Natur aus Zucker“. Denn der Haferdrink schmeckt super süß und das ganz ohne den Zusatz von Zucker – perfekt! Oder?
Wenn du gerade zufällt eine Packung Haferdrink zuhause hast, schau doch mal in die Nährwerttabelle. Viele Produkte enthalten 5 g Zucker je 100 g Haferdrink. Das sind 50 Gramm Zucker pro Liter! (Und damit du dir 50 Gramm Zucker noch besser vorstellen kannst: das sind etwa 12,5 TL.) Das ist ähnlich viel Zucker, wie ein Softdrink enthält!
Woher kommt der Zucker in der Hafermilch?
Aber woher kommt der Zucker im Haferdrink denn nun? Um dir das möglichst einfach zu erklären, muss ich ein wenig ausholen.
Zucker gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate und wird in Einfachzucker (Monosaccharide), Zweifachzucker (Disaccharide), Mehrfachzucker (Oligosaccharide) und Vielfachzucker (Polysaccharide) unterteilt.
Hafer enthält vor allem langkettige Kohlenhydrate (Polysaccharide), die auch komplexe Kohlenhydrate genannt werden. Und diese Polysaccharide bestehen aus zehn oder mehr Einfachzuckermolekülen.
Diese langkettigen Kohlenhydrate (oder Polysaccharide) lassen den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen. Im Verdauungsprozess werden diese langen Ketten langsam in Glucose, also in die einzelnen Zuckerbausteine, aufgespalten und dadurch ebenso langsam ins Blut abgegeben. Daher steigt der Blutzuckerspiegel langsam an, wodurch wir zum Beispiel länger satt sind.
Bei der „klassischen“ industriellen Herstellung von Haferdrink passiert nun folgendes: der Hafer wird zuerst geschrotet und dann mit reichlich Wasser gekocht. Dabei wird er mit Enzymen versetzt und einige Zeit fermentiert. Die zugesetzten Enzyme bauen in der Zeit die langkettigen Kohlenhydrate der im Hafer enthaltenen Stärke zu Mehrfachzuckern um.
Mehrfachzucker (Oligosaccharide) bestehen aus 3-9 Einfachzuckermolekülen. Dadurch schmecken sie süßer als langkettige Kohlenhydrate (Polysaccharide) – das ist der Grund, weshalb viele Haferdrinks so süß schmecken.
Auf der Packung muss nicht angegeben werden, dass dem Hafer diese Enzyme zugesetzt werden, die die Zuckermoleküle verändern. Und der nun enthaltene Zucker muss auch nicht als zugesetzter Zucker in der Zutatenliste ausgewiesen werden.
Haferdrink einfach selber machen
Cremigen Haferdrink ohne Schleim kannst du aber auch selber herstellen, indem du Haferflocken mit kaltem Wasser pürierst oder mixt. Dann nimmst du einen Nussmilchbeutel* und filterst die Masse durch den Beutel.
(Als Alternativen zu Nussmilchbeuteln werden immer wieder Wäschesäcken oder gar Nylonstrümpfen genannt. Davon rate ich ab, denn hier können sich Mikroplastik-Partikel, Weichmacher und andere Chemikalien lösen und so in das Getränk gelangen. Du kannst alternativ ein Baumwolltuch verwenden, allerdings finde ich, dass das eine große Matscherei ist. Mit einem Nussmilchbeutel geht das definitiv einfacher.)
Haferdrink (Hafermilch)
Kochutensilien
- 2 Glasflaschen (à 500 ml)
Zutaten
- 80 g Feinblatt-Haferflocken*
- 1 l Wasser (sehr kalt)
- Salz*
Anleitungen
- Die Haferflocken mit dem Wasser und 1 Prise Salz in einen Hochleistungsmixer geben. Kurz mixen, bis die Haferflocken fein zerkleinert sind. Hafermischung in den Nussmilchbeutel gießen und den Haferdrink in einer Schüssel auffangen. Hafer im Beutel vorsichtig auswringen.
- Den Haferdrink in die gründlich gereinigten Flaschen füllen und gut verschließen. Im Kühlschrank aufbewahrt ist der Drink 2-3 Tage haltbar.
Haferdrink in größeren Mengen zubereiten und konservieren
Während industriell hergestellter Haferdrink hoch erhitzt wird, um ihn haltbar zu machen, ist es beim selbst hergestellten Haferdrink schon etwas schwieriger, ihn zu konservieren.
Mein Tipp: Den Haferdrink in Eiswürfelformen füllen und mindestens 4 Stunden gefrieren lassen. Anschließend kannst du die Haferdrink-Eiswürfel aus der Form lösen und in eine Gefrierbox umfüllen. So kannst du den Haferdrink bei Bedarf auftauen. Funktioniert natürlich auch mit angebrochenen Packungen gekauftem Haferdrink.
Barista-Hafermilch selber machen
Wenn du aufschäumbare Barista-Hafermilch selber machen möchtest, musst du zunächst wie oben beschrieben einen Liter Haferdrink herstellen. Zusätzlich musst du 1 EL Sonnenblumenöl und 1 TL Lecithin* (z. B. aus Sonnenblumenkernen oder Soja; im Bio-Supermarkt und online erhältlich) hinzugeben und mitmixen. Diese Barista-Hafermilch kannst du dann wie handelsüblichen Barista-Drink verwenden und aufschäumen. Es wird benötigt, damit der Haferdrink nicht flockt.
Werden Zucker auch bei anderen Milchalternativen „umgewandelt“?
Und zum Schluss habe ich noch ein paar nützliche Infos für dich. Bei der Herstellung von Nussdrinks wie Mandeldrink findet dieses Versetzen mit Enzymen, das ich oben beschrieben habe, nicht statt. Dieses Verfahren wird nur bei Getreidedrinks angewendet (z. B. auch bei Dinkeldrinks oder Reisdrinks).
Milchersatz darf nicht „Milch“ genannt werden – mit einer Ausnahme
Genau genommen darf Hafermilch gar nicht Hafermilch genannt werden. Pflanzlicher Milchersatz aus Getreide oder Nüssen wird zwar umgangssprachlich auch als „Milch“ bezeichnet.
Umgangssprachlich ist das auch kein Problem. Aber Hersteller von Milchalternativen dürfen Produkte wie Mandeldrink, Sojadrink, Reisdrink oder eben Haferdrink nicht als „Milch“ bezeichnen. Denn der Begriff „Milch“ ist in der EU geschützt: Als „Milch“ dürfen nur Produkte bezeichnet werden, die durch Melken aus einem Euter gewonnen werden. Dazu zählen zum Beispiel neben der Kuhmilch auch Schaf- oder Ziegenmilch.
Eine einzige Ausnahme gibt es: Kokosmilch. Diese darf auch rechtlich von Herstellern als Kokos„milch“ bezeichnet werden.
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24 Kommentare zu „Rezept: Hafermilch selber machen (Haferdrink)“
Vielen, vielen Dank für diesen tollen und doch so immens wichtigen Beitrag 🙂
Super !! ***** 5 von 5 Sternen von mir !! 🙂
Hallo Hannah, vielen Dank für den tollen Beitrag und die Aufklärung zum Zuckergehalt im Haferdrink. Auch das Rezept zum herstellen von Hafermilch ist super. Wenn ich deine Erklärungen richtig verstehe, dann wäre der selbstgemachte Haferdrink ohne Zucker, genau wie bei Alpro oder? Nur nicht so teuer ;o)
Liebe Grüße, Nicole
Danke für diesen tollen Beitrag. Ich ernähre mich seit 1 Jahr Milch, Zucher und Gluten frei. So gut es geht…
Die Hafer Baristamilch war für mich ein täglicher Begleiter. Nun wil ich mal auf die selber gemachte Alternative umsteigen.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Manfred…
uch versuche es jetzt selbst, da das fertige Getränk viel zu teuer geworden ist
Hallo liebe Hannah, ganz herzlichen Dank für den tollen Beitrag. Man lernt eben nie aus. Auch wenn man denkt, …“ah, das weiss ich schon…“. Super! Ich freue mich schon heute auf neue Infos. Danke.
Bis bald,
Claudia Beate
Hallo Hannah, wo ist plötzlich das Rezept für den Haferdrink Battista hin? Der war bis vor zwei Tagen noch mit dabei. Ich habe jetzt endlich alle Zutaten zusammen und besuche jetzt das Rezept. Es wäre super, wenn du das sich nochmals verlinkt. Vielen Dank und Gruß Nicole
Ich meinte natürlich Barrista (also die Variante zum aufschäumen.
Hallo liebe Nicole,
danke für den Hinweis! Der Teil ist durch unseren Blog-Umzug abhanden gekommen, ich habe ihn wieder eingefügt. 🙂
Liebe Grüße
Hannah
Hallo Hannah,
Vielen lieben Dank. Ich habe es dann aus dem Kopf versucht und leider statt 1 TL, 1 EL Lecithin genommen.
Das war nicht so gut, weil die Milch nun irgendwie so „ölig“ wirkt.
Aber das Schlimmste ist, dass sie sich nicht aufschäumen lässt.
Heute probiere ich es dann mit dem richtigen Rezept und bin auf das Ergebnis sehr gespannt. Viele Grüße Nicole
Bei mir hat die Baristaversion auch nicht geschäumt und irgendwie nach Öl geschmeckt. Werde es evtl. statt Öl mal mit Cashewmus versuchen. Ausserdem hat die der Baristadrunk beim erwärmen im Topf angesetzt.
Hatte schon jemand Erfolg mit dem aufschäumen der selbstgemachten Haferbarista???
Hallo Anne,
wenn der Baristadrink beim Erwärmen im Topf angesetzt hat, hast du vielleicht zu wenig Flüssigkeit im Topf erwärmt oder zu heiß erwärmt? Oder was genau meinst du mit „ansetzen“?
Mit Cashewmus wird das Aufschäumen nicht funktionieren.
Hast du die angegebene Menge an Öl verwendet?
Viele Grüße
Hannah
Hallo Hannah,
vielen Dank für den wirklich hilfreichen Artikel! Eine Frage noch: Was machst du mit dem Trester? Kann man den für’s Müsli nehmen? Oder im Brot verbacken?
Viele Grüße
Christiane
Hallo Christiane,
das geht bestimmt, ich habe es aber noch nicht ausprobiert. 🙂
Liebe Grüße
Hannah
Hallo Hannah,
Drinks aus Hafer, Dinkel, Reis, Soja dürfen nicht Milch bezeichnet werden. Kokos dagegen, darf Milch bezeichnet werden. Kokos ist ebenfalls eine Pflanze. Hat dieser Baum euter und wird er gemolken?
Ist mir dies bisher vielleicht entgangen? Wo ist die Logic?
Hallo Christa,
da musst du mal beim Europäischen Gerichtshof nachfragen. Der hat entschieden, dass Kokosmilch Kokosmilch heißen darf. 😉
Kokosdrink ist übrigens ein anderes Produkt als Kokosmilch.
Ich kann mir vorstellen, dass das einfach eine Art Gewohnsheitsrecht ist, da Kokosmilch schon seit Jahrzehnten unter dieser Bezeichnung im Handel ist – während Hafer- und Mandeldrink und co zumindest in ihrer industriellen Version noch relativ junge Produkte sind.
Vielen Dank für die außergewöhnlich informative Beschreibung der Umwndlung in Zucker durch Enzyme. Scade, dass solche Zusätze nicht verpflichtend auf der Packung stehen müssen. Danke auch für das Rezept. Täusche ich mich, oder gab es gestern noch zwei Rezeptvariationen aus Haferkörnern? Ich habe weiter mit Spriesskornhafer experimentiert roh und gekocht.
Hallo liebe Susanne,
sehr gerne! Bzgl. der Rezeptvarianten musst du dich täuschen, die gab es hier nicht. 😃
Viele liebe Grüße
Hannah
Hi muss ich bei der barista 1 El Sonnenblumenöl und zusätzlich 1 Tl lycitin nehmen? Oder geht mit entweder oder ?
1 EL Sonnenblumenöl, 1 TL Lecithin* Muss beides rein?
Hallo Daniela,
ja, es muss beides rein, ich habe das im Beitrag geändert. 🙂
Viele liebe Grüße
Hannah
Hallo, das Rezept klingt einfach und super.
Ich habe jetzt folgendes versucht:
Für die Küchenmaschine habe ich eine Gewürzmühle als Aufsatz. Darin grobe Haferflocken gemahlen (ist dann nahe an Mehl). Das löst sich super in kaltem Wasser. Ab in den Mixer, kurz (1-2 Minuten) weichen lassen und gemixt.
Da sehe ich auch keinen Grund, es nochmal zu passieren.
Spricht etwas gegen die Methode?
Moin, Sonnenblumenöl kommt ja leider gesundheitlich nicht so gut weg. Klappt da auch Oliven- oder noch besser Rapsöl?
Das habe ich nicht ausprobiert. 🙂