Vor meiner Ausbildung zur Yoga-Lehrerin habe ich mich bereits durch einige Yoga-Stile getestet und bin letzten Endes beim Power Yoga hängen geblieben. Auch Bikram Yoga stand schon lange auf meiner „Wunschliste“ der Yoga-Stile, die ich gerne ausprobieren wollte – hingegangen bin ich aber nie. Und das, obwohl ich ein Bikram-Studio ganz in meiner Nähe habe. Irgendwas ist ja immer… Letzte Woche war es dann aber endlich soweit: ich besuchte meine erste Stunde bei Bikram Altona, von der ich dir heute berichte. Schon im Vorhinein habe ich mich sehr intensiv mit Bikram Yoga beschäftigt und von Bekannten einiges darüber gehört. Denn diese Yoga-Richtung hat eine Besonderheit: praktiziert wird bei heißen 40°C, 90 Minuten lang. 26 Übungen (Asanas und Pranayama), immer die gleiche Reihenfolge, egal, in welchem Bikram-Studio weltweit.
Leider habe ich kein Wüstenbild oder ein Bild von strahlend heißer Sonne – das hätte an dieser Stelle viel besser zum Thema „Bikram Yoga“ gepasst. Aber so ein Sonnenuntergang ist ja auch schön – heiß war es dort auf alle Fälle auch! 😉
Das Gedankenkarussell
Schon bevor die Stunde losging, fing ich an, mir Gedanken zu machen. Darüber, ob meine gewählte Kleidung in Ordnung ist, ob Zitronenwasser okay ist oder ob ich lieber Mineralwasser mitnehmen soll und ob es nicht langweilig ist, in jeder Stunde die gleichen Asanas zu wiederholen. Normalerweise ist es überhaupt nicht meine Art, mir im Vorhinein solche „Sorgen“ zu machen, eigentlich bin ich immer total relaxed und sehe neuen Herausforderungen ganz entspannt entgegen. Auf meiner Matte angekommen gingen die Gedanken dann aber direkt weiter. Ich hatte mir extra eine Nachmittagsklasse um 16.30 Uhr ausgesucht, weil ich hoffte, dass um diese Uhrzeit noch alle arbeiten würden und die Klasse eher mau besucht wäre. Falsch gedacht! Der Raum füllte und füllte sich. Ich habe nicht durchgezählt, aber es waren bestimmt über 30 Yogis im Raum. Wahnsinn! So viele Menschen hatte ich bisher noch nie auf einmal in einer normalen Yoga-Klasse (mal abgesehen von besonderen Workshops) gesehen. Alle hatten sehr knappe Kleidung an. Mit Hotpants und T-Shirt kam ich mir da fast vor, als würde ich einen Schneeanzug in der Sauna tragen. Aber immerhin wusste ich nun endlich, zu welchem Anlass die bunten Yoga-BHs oder die noch knapperen Hosen getragen werden, über die ich mich immer gewundert hatte, wenn ich sie in diversen Online-Shops gesehen hatte.
Der Unterricht
Dann ging es los. Die Lehrerin sprang auf ihr Podest vorne und richtete ihr Mikrofon. Podest und Mikrofon? Wo bin ich hier gelandet?! Yoga mal anders. Neben mir waren noch zwei andere Teilnehmerinnen zum ersten Mal dabei. Die Lehrerin hatte uns von Anfang an im Blick und unsere Namen parat. Sie gab uns zwischendurch immer wieder extra Anweisungen und wertvolle Hinweise. Wir begannen mit der ersten Pranayama-Übung, bevor die Asanas dran kamen. Ich merkte, wie die ersten Schweißperlen flossen. Dann begannen wir mit den Asanas: halber Mond mit Rückbeuge, Vorbeuge, Stuhl in 3 Varianten, Adler, Stirn zum Knie im Stehen, stehender Bogen, Waage, Beinstreckung mit Stirn zum Boden, Dreieck, Stirn zum Knie in der Grätsche, Baum, Zehenstand, Savasana, Bauchpresse, Rumpfbeuge, Kobra, Heuschrecke, Bogen, Held, halbe Schildkröte, Kamel, Kaninchen, Rumpfbeuge, Drehsitz, zwischendurch immer wieder wenige Sekunden Savasana. Zum Ende noch einmal Pranayama (Khapalbhati, die Feueratmung) und Savasana. Eine tolle Auflistung der Asanas gibt es beispielsweise hier bei Bikram Yoga Altona.
Wie war’s?
Wenn ich Bikram Yoga mit einem Wort beschreiben soll, wäre dies wohl „anders“. Nicht nur die Temperatur, bei der praktiziert wird, ist anders. Unterrichtet wird im Drillton und wie oben schon geschrieben mit Mikrofon – der Ton muss wahrscheinlich bei den Temperaturen auch sein – anders würde wahrscheinlich niemand durchhalten. Der Schweiß lief schon nach den ersten Asanas und mein T-Shirt klebte schneller am Körper, als ich gucken konnte. Schnell merkte ich, dass mein Handtuch, das ich dabei hatte, viel zu klein war. Es hätte mindestens so groß wie die Yogamatte sein müssen. Ich dachte jedoch ganz naiv, ein normales „Hand“tuch würde reichen, beim nächsten Mal nehme ich lieber mehrere Duschtücher mit. Ich hatte das Gefühl, noch nie in meinem Leben so sehr geschwitzt zu haben – selbst in der 90°C-Sauna nicht. Immerhin hatte ich genug zu trinken dabei – und Zitronenwasser war auch vollkommen in Ordnung. Trinken durften wir jedoch nicht, wann wir wollten – auch die Trinkpausen sind beim Bikram Yoga vorgegeben und werden angesagt.
Kreislaufprobleme, Schwindelgefühle oder ähnliches, die bei Anfängern vorkommen können, hatte ich keine. Ich konnte bis auf eine Asana am Ende, bei der ich ausgesetzt habe, alle Übungen mitmachen. Jedoch war mir die Abfolge der Asanas komplett ne. Die Stunden, die ich bisher besucht habe, waren immer komplett anders aufgebaut. Anfangs hatte ich mich ja gefragt, ob es nicht langweilig wird, immer die gleichen Asanas zu machen. Nun denke ich, dass es angesichts der Hitze sehr gut ist, dass der Ablauf der Stunden immer gleich ist. So weiß man irgendwann, was als nächstes kommt und muss nicht nachdenken – wobei natürlich sowieso alles angesagt wird und man sich nichts merken muss.
Das Denken hat übrigens mit dem Beginn der Stunde aufgehört, während der 90 Minuten hatten meine Gedanken keine Chance, umherzuschwirren. Das habe ich zwar auch in „normalen“ Stunden sehr gut im Griff und kann in der Regel problemlos abschalten, aber beim Bikram Yoga war das nochmal anders. Durch die Hitze hatte ich das Gefühl noch mehr bei mir selbst zu sein und mich komplett auf mich zu konzentrieren. Das mag auch daran gelegen haben, dass man nur sich selbst im Spiegel beobachten und nicht zu den Nachbarn schielen darf, sonst gibt es Ärger – die Trainerin sieht alles.
Obwohl die 90 Minuten anstrengend waren, fühlte ich mich anschließend sehr gut. Am Abend fragte mein Mann mich dann, wie es beim Bikram Yoga war. Darauf konnte ich überhaupt noch keine Antwort geben, da ich die neuen Eindrücke erst einmal verarbeiten musste. Heute kann ich aber sagen: Bikram Yoga hat mit wahnsinnig viel Spaß gemacht – ich komme wieder! 🙂
Wenn du schon Erfahrungen mit Bikram-Yoga gemacht hast, freue ich mich, wenn du mir in den Kommentaren von deinen Eindrücken berichtest!
9 Kommentare zu „Meine Erfahrungen mit Bikram Yoga“
Das klingt wirklich unheimlich toll. Aber so eine Stunde ist sicher nicht für Yoga-Anfänger geeignet oder?
Liebe Grüße
Hannah 😉
Hallo Hannah,
doch, Bikram-Yoga ist auch für Anfänger geeignet 🙂
Liebe Grüße!
Hallo Hannah,
erstmal danke für deinen tollen Blog. Bin heute durch Zufall drauf gestoßen und find ihn klasse. Eine neue Leserin hast du:-)!
Mit deinem Yoga-Erfahrungsbericht hast du mich inspiriert, das tatsächlich auch mal auszuprobieren. Hört sich ganz spannend an….Ich suche gleich mal, ob es das hier in meiner Region auch gibt.
Liebsten Gruß
Anna-Lena
Hallo Anna-Lena,
das freut mich sehr, ich habe auch schon auf deiner Seite vorbei geschaut 🙂
Liebe Grüße,
Hannah
ich würde mich noch als relativer Yoga-Neuling bezeichnen … habe ein paar Stunden genommen komme aber aus dem Ballett- und Pilates-Bereich, sodass es mir definitiv leichter fällt, als manch anderem Anfänger 😉
… ich freue mich nach deinem Bericht nun noch mehr auf meine bevorstehende Nepal-Reise (bin beruflich da), wo ich u.a. auch den Yoga-Guru einer Freundin kennen lernen werde!
<3 Tina
ich habe vorher noch nie yoga gemacht und gleich mit bikram angefangen. es ist auf jeden fall so: je öfter man es macht, destso „einfacher“ wird es, die hitze auszuhalten. ich mache es total gerne, allerdings haben wir lehrer, die einen nicht immer korrigieren, weswegen ich etwas angst habe, was falsch zu machen und meinen körper zu schädigen. man muss schon ganz schön in sich reinhören. aber ich liebe das gefühl danach: ausgeschwitzt, durchgestretcht und ausgepowert.
Ich habe Bikram-Yoga letzte Woche probiert. Meine Güte war das anstrengend 🙂 Aber ein tolles Körpergefühl und ich war den ganzen Abend so entspannt …
Ich weiß, es ist jetzt schon eine Zeit her seitdem du das geschrieben hast. Ich überlege mir gerade ob ich Bikram-Yoga machen sollte, bin mir aber nicht sicher. Ich wollte fragen, ob man dafür sehr sportlich sein muss, da ich relativ unsportlich bin.
Liebe Sophie,
Bikram-Yoga ist auch für Einsteiger geeignet 🙂 Das Schöne an einer immer wiederkehrenden Asana-Abfolge ist ja, dass man daran seine Fortschritte gut sieht!
Liebe Grüße,
Hannah