Superfoods: Eine kritische Betrachtung der Goji-Beere

In letzter Zeit lese ich immer häufiger von der „Wunderbeere Asiens“, der Goji-Beere. Diese „Wunderbeere“ soll uns jünger machen, das Immunsystem stärken, die Sehkraft verbessern, die Haut positiv beeinflussen, die Fruchtbarkeit und die Libido stärken, sie soll unseren Stress von innen bekämpfen und die Fettverbrennung ankurbeln. Wow. So viele positive Eigenschaften auf einmal. All diese Versprechen fand ich, in der Fülle, so unwahrscheinlich, dass ich dem „Geheimnis“ der Goji-Beere auf den Grund gehen wollte.

Goji Beeren01

Was sind Goji-Beeren überhaupt?

In China, dem Hauptanbaugebiet der Goji-Beere, ist die süßsaure Beerenfrucht seit Jahrtausenden eine beliebte Zutat für zahlreiche Gerichte. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist die „Anti-Aging-Beere“ eines der wichtigsten Mittel für Gesundheit, Leistungskraft und Vitalität. Zu den zahlreichen traditionellen Anwendungsgebieten gehören Bluthochdruck, Augenerkrankungen, Erschöpfungszustände, Tinnitus, Schwindel und ein geschwächtes Immunsystem. Gojibeeren gelten als elementares Stärkungsmittel für den gesamten Organismus. Auch die Leberfunktion sowie das Blut- und Hautbild sollen sie verbessern. Bei uns sind Inhaltsstoffe und medizinische Wirksamkeit umstritten und wissenschaftlich nicht belegt. Aktuell beschäftigen sich zahlreiche Untersuchungen weltweit mit der „Wunderbeere“. So soll die „nährstoffreichste Frucht der Welt“ 21 wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten, 19 Aminosäuren, sehr viele Antioxidantien und essenzielle Fettsäuren. Sicher ist, dass die Beeren einen hohen Gehalt an Vitamin A (Beta- carotin), C, E und B-Vitamine sowie überaus viele verschiedene Antioxidantien besitzen. Aufgrund ihrer vielfältigen und vorbeugenden Wirkungen für unsere Gesund- heit zählen sie heute zu unseren Superfoods.

Gojibeeren lassen sich auch gut im eigenen Garten anbauen. Für die großen Büsche ist allerdings etwas Platz nötig. Sie sind pflegeleicht, frosthart und werden schon lange in Europa kultiviert – meist als Zierstrauch oder Bodenbefestiger an Autobahnen und Böschungen. Bei uns heißen die Pflanzen Gemeiner Bocksdorn (Lycium barbarum), die Früchte „Wolfsbeeren“. Erst seit dem Goji-Boom finden sie hierzulande Beachtung.

Verwendung der Goji-Beere

Neben der Verwendung als Saft finden getrocknete Gojibeeren ihren Weg ins Müsli, in Nussmischungen, Joghurt oder Smoothies. Außerdem schmecken die säuerlichen Früchte in Backwaren und als Topping von Salaten, süßen Desserts oder Frühstücksgerichten (Bananen- split, Seite 126, oder Superfruit-Proats, Seite 26). Sie passen weiterhin zu Wild-, Geflügel- und Reisgerichten. Auch als Marmelade und Früchtetee wird die Gojibeere verkauft.

Da sich die vielen positiven Eigenschaften, die der Goji-Beere* zugesprochen werden, für mich eher nach gutem Marketing der Nahrungsmittelergänzungsindustrie anhörte, habe ich mich nach zuverlässigen Studien umgeschaut, die die gesundheitliche Wirkung der Goji-Beere belegen. 

So stieß ich bei meiner Recherche zunächst auf einen Artikel aus dem Jahr 2010, in dem der Focus unter dem Titel „Goji-Beere – Entzauberung der Wunderbeere“ schreibt, dass ein Apfel die gleiche Wirkung wie die Goji-Beere habe. So sagt Emilio Martínez de Victoria, Ernährungswissenschaftler an der Universität von Granada, dass Goji-Beeren denjenigen, die sich sonst ungesund ernähren, keinen gesundheitlichen Nutzen bringe. Wissenschaftliche Belege, die belegen, dass die Goji-Beere eine „Wunderbeere“ ist, gebe es bislang nicht. Vielmehr wurden laut Martínez de Victoria die Studien, die bisher existieren, fast ausschließlich im Reagenzglas und an Tieren in China durchgeführt. Schaden könne die Beere zwar nicht, aber, so der Wissenschaftler, sie sei nur eine überteuerte Modeerscheinung mit Placeboeffekt. 

Goji Beeren02

Weiterhin habe ich mir mein Buch „Die 50 besten Superfoods – Gesundheit kann man essen“ von Brigitte Hamann hinzugezogen. Dass höchstwahrscheinlich nicht negativ über Superfoods berichtet wird, sagt schon der Buchtitel. Frau Hamann hat aber ihre Aussagen teilweise mit Studien belegt, was ich grundsätzlich natürlich gut finde. Über die Objektivität und damit die Aussagekraft dieser Studien kann man allerdings streiten. Es handelt sich dabei leider nicht um Primärliteratur, sondern lediglich um eine kurze Zusammenfassung anderer Studien, die von einer GmbH aus der Schweiz veröffentlicht wurde, über die leider nichts herauszufinden ist. Ich kürze das Ganze ab: ich konnte, wie der Focus es auch beschrieben hat, keine Studie finden, die die Wirksamkeit der Goji-Beere wissenschaftlich belegt hat.

Das ist meiner Meinung nach grundsätzlich überhaupt nicht schlimm, wie der zitierte Ernährungswissenschaftler auch gesagt hat: Schaden wird die Goji-Beere sicher nicht, selbst wenn es nur der Placeboeffekt ist, der eintritt, ist doch alles super. Ich möchte lediglich zum Denken anregen, denn nicht jede „Wunderbeere“ ist auch tatsächlich eine, oftmals steckt einfach nur gekonntes Marketing hinter solch einer Aussage. Ich werde die Goji-Beere* jedenfalls weiter essen, aber nicht, weil ich mir davon die tollsten gesundheitlichen Vorteile verspreche, sondern weil sie mir schmeckt.

Picture of Hannah Frey
Ich bin Hannah Frey, Gesundheitswissenschaftlerin, Bloggerin und Kochbuch- und Ernährungsratgeber-Autorin. Ich helfe dir dabei, dich auch im stressigen Alltag mit wenig Aufwand gesund zu ernähren. Ich möchte dich zu einem gesunden Leben motivieren und inspirieren. Deshalb findest du hier jede Menge schnell zubereitete, einfache und alltagstaugliche Rezepte aus natürlichen Zutaten und ohne raffinierten Zucker – aber mit 100 % Geschmack!

4 Kommentare zu „Superfoods: Eine kritische Betrachtung der Goji-Beere“

  1. Habe schon oft gelesen, das es mittlerweile zu Lieferengpässen kommen kann, da immer mehr Europäer die beliebte Goji Beere haben möchten. Kann mann diese Beere den auch bei uns anbauen ???

  2. Mir wurden die Wunderbeeren auch empfohlen und ich muss sagen: Placebo-Effekt hin oder her, die Beeren find ich superlecker und habe auch wirklich das Gefühl, dass ich bei regelmäßiger Einnahme echt mehr Energie habe. Aber im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, ob sie einem schmecken bzw. ob man sich durch die Beeren besser fühlt 😉

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